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Stadtwappen

Die Stadtwappen von Möckern und Loburg um 1900.
Wappenpostkarten von Oscar Herbst als nahezu unbekannte Quelle zur Kommunalheraldik im Deutschen Kaiserreich 

von Ralf-Gunnar Werlich

Beschäftigt man sich mit kommunaler, insbesondere städtischer Heraldik in Deutschland, kommt man an dem großen Ortswappenwerk von Otto Hupp nicht vorbei. 1894-1912 veröffentlichte dieser vier Hefte der zunächst als Buchreihe geplanten Publikation. 1913-1918 und – unterbrochen durch den 1. Weltkrieg – 1926-1938 erschienen die von ihm gezeichneten Ortswappen dann als Werbemarken in der alten und neuen Kaffee HAG Reihe, womit sie eine sehr viel größere Breitenwirkung erzielten. Googelt man einmal unter einem deutschen Stadtnamen und den Schlagwörtern „Wappen“ und „Bilder“, erscheint fast immer auch eine Wappenzeichnung der betreffenden Stadt von Otto Hupp. Möckern und Loburg machen da keine Ausnahme, wie die hier abgebildeten Sammelmarken zeigen.

Wappen Loburg
Wappen Möckern

Heimatgeschichtlich Interessierten sind diese Stadtwappendarstellungen daher zumeist bekannt. Auch in heraldisch interessierten Kreisen hingegen nahezu unbekannt ist der Name Oscar Herbst. Seit 1898 bemühte sich dieser in Charlottenburg ansässige Kaufmann nach eigenem Bekunden, ein Postkartenwerk mit den Wappen der Städte Deutschlands herauszugeben. Anders als bei Otto Hupp, der als praktischer und theoretischer Heraldiker aktiv war, zeichnete Oscar Herbst die Wappen nicht selbst und verfolgte mit seinem Vorhaben wohl vornehmlich ein wirtschaftliches Interesse, was eine Affinität zu den Wappen natürlich keineswegs ausschließt. Jedenfalls sah er in der in jener Zeit boomenden Postkartenproduktion und einem allgemeinen Interesse an Stadtwappen offenbar ein erfolgversprechendes Geschäftsfeld. Während Otto Hupp sich auf die Darstellung des Wappenschildes beschränkte und den historischen Siegeln große Beachtung schenkte, zeigte Oscar Herbst diesen mit Oberwappen, entsprechend der allgemeinen von höchster Stelle gutgeheißenen Konvention zumeist mit Mauerkrone.

Seine Darstellungen fußen auf Aussagen der städtischen Magistrate, die er anschrieb und um Auskunft zum aktuell geführten Stadtwappen bat. Lokale Besonderheiten, wie spezielle Oberwappen oder auch Schildhalter, auf die die Städte Wert legten, fanden, anders als bei Otto Hupp, auch auf seinen Postkarten ihren Niederschlag. Zudem weichen seine Darstellungen in einigen Fällen von denen Otto Hupps ab. Die in den Jahren um 1900 veröffentlichten Wappenpostkarten von Oscar Herbst bieten daher eine für viele Regionen einmalige Möglichkeit, die Wappendarstellungen von Otto Hupp zu verifizieren und ggf. zu hinterfragen. Im Hinblick auf die preußische Provinz Sachsen sind die Wappendarstellungen von Oscar Herbst zudem ein Vierteljahrhundert älter als die von Otto Hupp veröffentlichten und dürften für einige Städte die älteste farbige Wappendarstellung überhaupt bieten.

Googelt man aktuell „Möckern“ bzw. „Loburg“ „Wappen“ und „Bilder“ findet sich, wie für die meisten Städte, keine Wappenpostkarte von Oscar Herbst. Dennoch konnten Karten für beide Städte ermittelt werden, die hier vorgestellt werden. Für die Bereitstellung der Vorlage für Loburg sei Herrn Tino Koch aus Loburg, für die Vorlage für Möckern Herrn Wolfram Schultz aus Pasewalk herzlich gedankt, wie auch Herrn André Günther für seine Unterstützung und die Vermittlung dieses Beitrages herzlich zu danken ist.

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Während bei Möckern die beiden Darstellungen, sieht man einmal vom Fallgatter im geöffneten Stadttor ab, in den gezeigten Elementen nahezu übereinstimmen, fallen bei Loburg insbesondere die abweichenden Tinkturen, d.h. die Farbgebung der Wappen, und die Uhr des mittleren Stadtmauerturms ins Auge. Da Oscar Herbst seine Informationen direkt von den städtischen Magistraten bezog, die entsprechende Korrespondenz hat sich leider nur in einigen wenigen Städten erhalten, ist anzunehmen, dass die Darstellung des Loburger Wappens durchaus dem offiziellen Wappengebrauch um 1900 entspricht.

Ziel des Verfassers ist es, möglichst viele dieser Wappenpostkarten zu ermitteln und diese Quelle der Forschung bekannt zu machen. Zu diesem Zwecke werden seit 2018 Beiträge in einschlägigen heraldischen und regionalgeschichtlichen Publikationen veröffentlicht. Interessant wäre es, ob derartige Karten auch für Städte wie z.B. Gommern, Genthin, Burg, Ziesar und andere im Umfeld existieren.

Jegliche Hinweise auf Postkarten von Oscar Herbst sind dem Verfasser unter der Mailadresse sehr willkommen! Siehe auch: https://geschichte.uni-greifswald.de/arbeitsbereiche/ma/mitarbeitende/

oder

Ortschronist Stadt Loburg/ehrenamtlicher Mitarbeiter Kreismuseum Jerichower Land